
North America Summer Debates 2022
Hochschullandschaft in Covid-Transition
Die US-Hochschullandschaft ist im Umbruch. Covid-19 hatte starke Auswirkungen auf colleges und Universitäten, die sich mehrheitlich über lokale und Ländereinnahmen finanzieren - aber vor allem auch über Studiengebühren. Das Department of Education, die föderale Anstalt zuständig für Bildungspolitik und -finanzen, verteilte diesen Sommer in einer vierten und letzten Runde Covid-19 Notfallhilfen an US Hochschulen. In mehreren Etappen gingen seit 2020 Covid-Beihilfen an die states. In der ersten Runde im Frühjahr 2020 (unter Präsident Trump) waren es $14 Milliarden, steigend auf $22.7 Milliarden im Februar 2021 und nochmal $36 Milliarden im Sommer 2021 (die beiden letzteren unter Präsident Biden) an Hochschulbildungseinrichtungen landesweit. Nun werden die letzten $198 Millionen ausgeschüttet. Zuwendungen von bundesstaatlicher Seite erfolgen häufig in Form von grants an die Studierenden selbst und tragen daher wenig zu den Hochschulfinanzen bei.
Während pandemiebedingte Notfallhilfen die Hochschulhaushalte etwas stabilisierten, fallen die Studierendenzahlen und damit die Einnahmen über Studiengebühren jedoch kontinuierlich, während das Vertrauen in die positiven Effekte höherer Bildung weiterhin sinkt. Daher sind viele US Hochschulen mit Umstrukturierungen zur Haushaltsstabilisierung beschäftigt, was sich in Form von Personalwechsel und -einschränkungen zeigt, in gezielten Investitionen in modernen Bereichen, wie entrepreneurship Zentren, von denen sich eine höhere Anziehungskraft an die Hochschule erwartet wird, u.a.
Forschung und Forschungsförderung:
Intellektuelle und inhaltliche Schutzrechte spielen eine wichtige Rolle bei gemeinsamen Forschungsprojekten. In Debatten, in Form von Spionagevorwürfen, tauchten sie regelmäßig auf: seit Präsident Trump's Regierung vor allem in Hinblick auf China und in jüngerer Vergangenheit auch auf Russland. Historisch gesehen wurde Grundlagenforschung in den USA ohne augenfällige Sicherheits- oder Kommerzabsichten als förderwürdig betrachtet und deren Erkenntnisse möglichst offen behandelt. Die neueren Entwicklungen scheinen problematisch, vor allem auch für internationale Forchungskollaborationen, die von den neuen Sicherheitsbedenken tangiert werden und deren potentielle Ausgestaltung beeinträchtigt. Jetzt hat die NSF - die National Research Foundation - für den Herbst 2022 bei der National Academy of Science einen Workshop in Auftrag gegeben, der die klassischen Forschungsförderungs- und schutzparameter ggf. neu justiert.
Nicht zuletzt aufgrund des Wettbewerbs mit China pusht die Biden-Administration die Forschungsausgaben mit einer zu erwartenden Verdopplung des NSF Budgets, wenn die Gesetzesvorlage nach dem Senat auch noch die "House"-Hürde nimmt. Mit enthalten: Gelder für erkenntnisorientierte und angewandte Forschung, letztere schon von Beginn an auf Präsident Biden's Agenda.
Gender und Diversität
Seit längerer Zeit bestimmen Fragen zu Repräsentation und Diversität die Diskussion an amerikanischen Hochschulen. Es geht um systematische Unterrepräsentation schwarzer Professorinnen, oder auch, weshalb sie - einmal angekommen - die Akademie verlassen, weshalb die Lippenbekenntnisse der Hochschulen zur Diversität der Wirklichkeit hinterherhängen. Zudem wird angeprangert, dass Missrepräsentation in Hochschulwerbebroschüren üblich ist.