Leben & Arbeiten in New York - UAS7-Alumnus Dennis Behrens im Interview
Dennis Behrens absolvierte im Jahr 2017 im Rahmen des SIP-Programms von UAS7 ein Auslandssemester an der University at Albany, SUNY. Nach seinem Abschluss an der Hochschule Bremen kehrte er in die USA zurück und nahm eine Stelle beim German Convention Bureau in New York an. Mittlerweile lebt er seit über 5 Jahren Jahren in New York und arbeitet seit Juli 2021 bei der Airline JetBlue Airways. Im Interview mit UAS7 blickt Dennis auf seinen Weg von Bremen nach New York zurück.
Dennis, erinnerst du dich noch, wie es zu deinem Auslandssemester in Albany kam?
Im Rahmen meines Studiums an der Hochschule Bremen war sowohl ein Studiensemester als auch ein Praktikum im Ausland vorgesehen. Mein ursprünglicher Plan war eigentlich, in Kalifornien zu studieren. Ich habe dann jedoch durch unser International Office von dem Programm der UAS7 und der Massry School of Business an der University at Albany erfahren und mich gleich beworben.
An welches Erlebnis aus dieser Zeit erinnerst du dich am liebsten zurück?
Ich habe mich bewusst gegen die Campus Unterkunft und für eine WG entschieden. Dadurch hatte ich die Möglichkeit, meine “International Student Bubble” zu verlassen und konnte in der Zeit viel über das Leben, die Menschen und die Kultur in den USA lernen. Natürlich weitaus mehr als ich von vorherigen Urlauben kannte. An der Uni hat mir insbesondere das vielfältige Angebot an Freizeitmöglichkeiten gefallen, welches wir in dem Umfang in Deutschland leider nicht haben.
Wie kam es zu der Entscheidung, nach dem Studienabschluss in die USA zurückzukehren?
Das hat sich durch Zufall ergeben. Ich habe aus Spaß an der Greencard-Lotterie teilgenommen und dann tatsächlich auch gewonnen. Der Zeitpunkt war recht ungünstig, da ich gerade mein Studium in Bremen begonnen hatte. Mein Auslandsjahr war aber eine gute Möglichkeit, mir ein Bild über das Leben vor Ort zu machen und mir wurde durch mein Praktikum in New York dann nach meinem Studium direkt ein Job angeboten.
Erzähl uns ein bisschen von deinem beruflichen Werdegang von 2017 bis heute…
Im Anschluss an mein Studium in Albany habe ich ein 6-monatiges Praktikum in der Sales und PR-Abteilung bei der Deutschen Zentrale für Tourismus in New York absolviert. Noch währenddessen wurde mir ein Job beim German Convention Bureau angeboten. Ich habe daher schon während meiner Zeit in New York angefangen, meine Bachelorarbeit zu schreiben. Dann bin ich für mein letztes Semester nochmal nach Deutschland geflogen. Vier Monate später war ich mit meinem Abschluss in der Tasche zurück in New York und habe meine Stelle angetreten. Dort habe ich dann auch über 1.5 Jahre gearbeitet. Ich habe schon während des Studiums gemerkt, dass mir das Analysieren von Daten und Zahlen sehr viel Freude bereitet. Ich habe daher versucht, die Corona-Zeit sinnvoll zu nutzen und habe einige Online-Kurse im Data Science-Bereich absolviert. Ich bin ein ziemlich großer Aviation Geek und ich wollte schon immer mal fuer eine Fluggesellschaft arbeiten und habe dann tatsächlich auch ein Jobangebot von JetBlue erhalten. Dort manage ich nun ein Portfolio an Flugrouten und bin für die Revenue Performance verantwortlich. Ich habe also die Möglichkeit, mein Interesse an Zahlen, Economics und Aviation zu kombinieren, was mir sehr viel Freude bereitet.
Was schätzt du besonders am Leben und Arbeiten in New York?
Auf jeden Fall die Möglichkeiten. In den USA wird nicht darauf geachtet, welche Zertifikate man hat. Ich habe gemerkt, dass man in New York nichts geschenkt bekommt. Man hat aber dafür die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln und ich habe das Gefühl, dass man viel eher eine Chance bekommt, sofern man hart dafür arbeitet. Ich glaube, in Deutschland ist es schwieriger die Branche zu wechseln oder sich beruflich umzuorientieren. New York hat wahnsinnig viel zu bieten (auch mit kleinem Geldbeutel). Es gibt immer irgendwas neues zu entdecken, sei es eine Broadway Show, eine neue Bar oder Ausstellung.
Was ist für dich der größte Unterschied in der “Business-Culture” zwischen Deutschland und den USA?
Das ist eine interessante Frage und ich glaube es kommt auch wirklich auf das Unternehmen und die Kolleg*innen an. Bei meiner jetzigen Firma wird sehr viel Wert auf Company Values gelegt. Es gibt 5 an der Zahl und es wird von jedem*jeder Mitarbeiter*in erwartet, dass diese Values auch in den Arbeitsalltag integriert und gelebt werden. Grundsätzlich finde ich aber, dass die Hierarchien in den USA flacher sind als in Deutschland. Es gibt in der Regel eine “Open Door Policy”. Small Talk ist auch eine wichtige Komponente in der Business-Etiquette und es gilt als unhöflich, wenn man in einem Meeting mit der Tür ins Haus fällt (Außer vielleicht in New York, hier sind die Leute etwas direkter ;-) ).
Gibt es bestimmte Dinge, auf die man achten sollte, oder Tipps, die du anderen mitgeben kannst, die planen in den USA Fuß zu fassen?
Man sollte sich auf jeden Fall intensiv mit den USA auseinandersetzen bevor man auswandert. Die USA sind diverser als man vielleicht denkt. Das Leben in New York ist ganz anders als das Leben in Miami, Los Angeles oder Dallas. Dazu sollte man wissen, dass die USA nicht auf einen warten. Gerade zu Beginn sollte man seine Ansprüche überdenken und auf jeden Fall einen guten Plan haben. Man arbeitet hier wesentlich mehr als in Deutschland und man ist hier wirklich für sich selbst verantwortlich. Ein soziales Netz wie zu Hause wird man hier nicht finden. Es ist wirklich wichtig, gut krankenversichert zu sein. Es wird Situationen geben, auf die man sich nicht vorbereiten kann und da ist es wichtig, einen kühlen Kopf zu bewahren.
Was sind deine Pläne für die Zukunft? Wirst du in New York bleiben?
Man sagt das Beste in New York sind 2 Dinge: 1) New York zu verlassen und 2) wieder zurückzukehren. Ich muss sagen, dass da etwas Wahres dran ist. Ich bin immer froh, wenn ich NYC mal entfliehen kann, aber es geht auch nichts über die Skyline im Landeanflug. Ich denke, ich werde erstmal in New York bleiben. Ich fühle mich hier zu Hause und mein Job macht mir wirklich wahnsinnig viel Spaß. Von daher habe ich im Moment auch keinen Grund, New York den Rücken zu kehren. Ich kann mir aber durchaus vorstellen irgendwann mal in einen anderen Teil der USA zu ziehen.